KI macht faul, dumm und stumpf. Eine Meinung.
4 Anwendungsfälle, die du trotzdem nutzen solltest. Garantiert ohne IQ-Verlust!

KI macht faul, dumm und stumpf.
Mit dieser Meinung stehe ich nicht ganz alleine da. Dennoch ist es aktuell schwierig diese Gedanken laut auszusprechen - das liegt zum einen daran, dass KI nach wie vor das Thema ist und zum anderen, dass sich mit der richtigen Anwendung wirklich viele Prozesse vereinfachen lassen.
Wir nutzen KI einfach falsch. Ja, die Anwendungsgebiete sind vielfältig und auch ich habe vor ein paar Monaten noch gesagt: "Schreib dir gerne ein Grundgerüst mit KI und bügel danach drüber.”. Davon nehme ich mittlerweile deutlichen Abstand.
KI muss raus aus kreativen Prozessen. Die Ergebnisse sind schlecht, generisch und nerven mich einfach nur noch. Ich erkenne KI geschriebene Texte auf einen Blick. Warum? Weil’s immer das Gleiche ist.
Ich möchte in diesem Beitrag aber auch eine Lanze für die “richtige” Nutzung von KI brechen.
Bevor es losgeht nochmal meine Thesen im Überblick:
Wir werden faul
Über die Jahre wurde die Möglichkeit nach Informationssuche im Internet immer leichter und leichter. Die Suche wurde sogar zum essentiellen Bestandteil unseres Sprachgebrauchs. Etwas “googeln” ist in unserem Alltag gefestigt. Von jung bis alt. Doch irgendwie ist dieses “googeln” auch nervig geworden.
Vor allem bei gezielten Suchanfragen, die mir eigentlich schnell eine Antwort liefern sollen. Zum Beispiel ein Rezept für einen Apfelkuchen. Ich tippe meine Anfrage ein: “Apfelkuchen vegan wenig Zucker.” Innerhalb kürzester Zeit werde ich auf die Suchergebnisse weitergeleitet und mit 4 bezahlten Anzeigen konfrontiert. Erstmal skippen 🙄. Danach kommen noch vier oder fünf Ergebnisse, die ich präferiere, aber jetzt muss ich ja noch auswählen. Also klicke ich einfach auf irgendwas. Was sehe ich? Einen Blogartikel, der sowas von SEO optimiert wurde, dass ich erstmal weit runterscrollen muss, bis ich zum Rezept komme. Außerdem noch mindestens ein Pop‑Up zur Newsletter-Anmeldung, mit dem kleinstmöglichen "x" zum Schließen.
Gib mir doch einfach die Information, die ich brauche? 😩
Kurze Einordnung:
Google Ads und SEO optimierte Artikel haben absolut ihre Daseinsberechtigung.
Wenn du keine nervigen Ads schalten willst und deine Inhalte sinnvoll für die Suchmaschinen optimieren möchtest, dann helfen wir dir gerne!
Genervt schließe ich den Tab und gehe zu ChatGPT. Gleiche Anfrage und innerhalb von 5 Sekunden habe ich einen Vorschlag für ein Rezept:

Irgendwie fühle ich mich aber auch schlecht, dass ich dafür eine Google-Suche und eine Anfrage über ChatGPT ausgelöst habe. Das sind bis zu 0,5 Liter Wasser und im Schnitt 0,34 kWh Strom, die ich gerade verbraten habe 🤐. Ich hätte doch auch einfach mein Backbuch aus dem Schrank nehmen und dort das Rezept raussuchen können? Da hätte ich sogar noch ein bisschen improvisieren können.
Alles was ich sagen will: Uns kann es nicht schnell genug gehen. Es würde uns gut tun, bei den einfachsten Anfragen nochmal inne zu halten und sich zu überlegen: "Will ich jetzt wirklich so faul sein und nebenbei noch unnötig Strom und Wasser verbrauchen?”.
Die Möglichkeit, direkt Antworten auf einfachste Fragen zu haben, macht uns faul.
Change my Mind
Probier's ruhig. In einem persönlichen Gespräch. Wird schwierig, so viel kann ich schonmal sagen.
Wir werden dumm
Aus Faulheit wird Dummheit.
Das klingt alles drastisch, aber es baut auf jeden Fall aufeinander auf. Wenn wir immer fauler werden und uns nicht mal mehr bemühen eine eigenständige Lösung zu finden, dann werden wir dumm.
Seit Ende 2022, mit der Veröffentlichung von ChatGPT 3.5, ist die Arbeit mit künstlicher Intelligenz zum Alltag geworden. Im Januar ‘23 verzeichnete OpenAI 100 Millionen Nutzer*innen, im April ‘24 dann 200 Millionen. Im Juni ‘25 waren es dann bereits 400 Millionen - wöchentlich.
Das Zugpferd der digitalen Revolution ist so disruptiv, dass Menschen davor Angst haben. Zum einen, weil ihre Jobs aufeinmal wegfallen können und zum anderen, weil das Gefühl des Kontrollverlusts aufkommt. Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz geht so schnell voran, dass der moderne Arbeitsmarkt gar nicht hinterher kommt.
Trotzdem muss ich die KI ja nutzen. Macht ja jede*r. Ich möchte nicht abgehängt werden. Also nutze ich die künstliche Intelligenz. Schnell bin ich begeistert von Ergebnissen, schnell werde ich besser im prompten und schnell verlerne ich, was es heißt Inhalte kritisch zu hinterfragen.
Das macht mich dumm.
Blind verlasse ich mich auf Ergebnisse. Wird schon stimmen - oder? Die offensichtlichen Fehler, die sieht man noch.
Bestes Beispiel kommt von Sven. Hier wurde behauptet der Pfingstsonntag wäre am Montag. Ok, könnte man sich denken. Kann ja mal passieren und wurde ja direkt erkannt. Aber kann ich mich drauf verlassen, dass die Ergebnisse immer stimmen? Gerade bei Themen, in denen ich mich nicht auskenne?

Wir sollten wirklich aufhören KI für jede kleine Sche**-Frage zu nutzen. Ich hab mir seit Neuestem selbst eine Regel aufgestellt: Erst ausgiebig nachdenken und sich aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen. Wenn ich keine eigene Lösung finde, dann schmeiß ich Google oder die KI an.
Zum Thema KI macht uns dumm gibt es noch weitere interessante (Video-)Beiträge und Studien. Hier ein paar Empfehlungen:
Für alle Interessierten, hier die Studie, die im Video referenziert wird.
Online-Artikel: Wie Nutzer*innen das kritische Denken verlieren.
Ab hier könnte ich noch tiefer in das "Cognitive Offloading" reingehen und wie uns KI dümmer machen kann. Ich belasse es aber dabei und wir kommen zu meiner Lieblingsthese in diesem Beitrag.
Wir werden stumpf
Für mich ist Kreativität die höchste Form des menschlichen Denkens. Ich meine damit nicht nur kreative Tätigkeiten, wie Malen, Schreiben, Musizieren oder Ähnliche. Auch das Denken an sich, das Finden einer neuen Lösung, das Sprechen mit anderen Menschen - all das sind kreative Prozesse.
Umso schwerwiegender finde ich es, wenn wir es zulassen, dass wir genau in diesen Prozessen Verantwortung abgeben. Eine Maschine für uns denken lassen. Ja, es geht schneller, ja die Antwort ist vermutlich richtig aber ist es dann auch meine Antwort?
Was ist der Unterschied zwischen dem Denken eines Menschen und dem “Denken” einer Maschine? Die Antwort ist so simpel, wie komplex zugleich.
Emotionen.
Bob Ross, du kennst ihn, sagte: “We don’t make mistakes. We make little happy accidents.”
Eine Haltung zur Malerei, wie sie eine Maschine nicht haben kann. Vielleicht auf Befehl, ok. Aber nicht von Natur aus.
Künstler*innen leben von ihren Erfahrungen, ihren Emotionen, von ihrem Input und von ihrer eigenen Realität. Aus diesem Zusammenspiel erschaffen sie ein Werk, welches so noch nicht da gewesen ist.
Erlente Techniken, z.B. ein bestimmter Pinselstrich oder die Art und Weise das Instrument zu spielen, die gibt uns eine Grundlage für das Werk. Es können bestehende Werke genutzt werden. Diese werden aber immer mit den Emotionen und Realität der Künstler*innen gemixt.
Und die eigentliche Kunst an sich ist ja nicht das Werk an sich, sondern der Prozess. Kann ich als Rezipient eines Bildes erahnen, welche Lebensrealität und welche Emotionen die Künstler*innen durchlebt haben? Irgendwie aber auch egal, weil ich selbst ein Mensch voller Emotionen bin und das Werk mich vielleicht auf eine andere Art und Weise anspricht, als es die Künstler*in vielleicht wollte.
Im Gegenbeispiel:
Einer KI kannst du befehlen kreativ zu sein. Du kannst ihr befehlen eine gewissen Emotion zu benutzen. Du kannst ihr befehlen deine Lebensrealität in das Werk einfließen zu lassen.
Die Maschine kann es aber nicht fühlen.
Damit möchte ich es in diesem Abschnitt (eigentlich) sein lassen. Ich könnte noch länger darüber philosophieren, dass Ergebnisse einer KI keine Kunst sind. An dieser Stelle möchte ich nur eine kurze Buchempfehlung geben:
Rick Rubin - The creative Act: A way of Being
Kurz zusammengefasst:
KI raus aus kreativen Prozessen, sonst macht uns das stumpf.
Trotzdem folgen jetzt versöhnliche Töne und ich gebe dir Impulse, wie du KI “richtig” anwenden kannst.
Künstliche Intelligienz ist eine Bereicherung für einfachste Aufgaben
Als ich mit Sven über KI im Alltag gesprochen habe, sagte er: “Am Besten KI nur nutzen, wenn man’s selbst kann und weiß was man tut.” Das fand ich ziemlich passend.
Stockphotos
Angenommen ich brauche Stockphotos oder generisches Bildmaterial und ich habe weder Zeit noch Geld, um eine Fotograf*in oder Lizenzen zu bezahlen, dann kann ich eine generative Bild‑KI verwenden. Wichtig dafür ist: ich habe ein Briefing vorliegen und exakte Vorstellung vom Ergebnis. Das hilft mir dabei den Prompt so zu schreiben, dass das erwartete Ergebnis auch verwendbar ist. Wichtig dabei ist nicht einfach los zu prompten, sondern die Vorarbeit muss ausführlich sein.
Anwendungsfall 1 ✅ Stockphotos
Textkorrekturen
Vermutlich der Anwendungsfall, der am häufigsten genutzt wird. Texte auf Rechtschreib-, Übersetzungs- und Grammatikfehler checken lassen.
Gerade beim Durchlesen von viel Text neigen wir dazu, nicht ganz so gründlich darüber zu lesen. Wir verpassen ein Komma, erkennen einen Fehler nicht oder sind keine Muttersprachler. Hier macht’s definitiv Sinn, eine KI zu fragen, ob sie den Text für dich checken kann.
Anwendungsfall 2 ✅ Textkorrekturen
Automatisierungen
Das menschliche Gehirn trifft am Tag bis zu 35.000 Entscheidungen. Bewusst, unterbewusst und aus Routine. Wenn wir unser Gehirn dabei unterstützen einfache Entscheidungen nicht jeden Tag treffen zu müssen, entlasten wir unser Gehirn.
Mein iPhone setzt sich automatisch beim Betreten unseres Büros in den Fokusmodus “Arbeit”. Ich muss diese Entscheidung nicht aktiv treffen, sondern es passiert einfach so. Keine störenden Anrufe. Gleichzeitig kann ich die Regeln für diesen Fokusmodus setzen:
Alle Notifications aus
Kita-Anrufe werden durchgestellt, der Rest ist egal
Beim Verlassen des Büros bekomme ich eine Zusammenfassung
So kann ich mich viel leichter auf andere Dinge konzentrieren und muss nicht jeden Tag die Entscheidung treffen Notifications auszumachen.
Die beste Automatisierung im Arbeitsalltag?
Termine, z.B. über Gemini, zusammenfassen lassen. Ich bin jedes Mal wieder begeistert, dass das niemand mehr händisch machen muss. Jede*r hat so die Möglichkeit seine Impulse & Gedanken zu teilen, ohne Gehirnkapazität einbüßen zu müssen.
Grundsätzlich bevorzuge ich künstliche Intelligenzen, die sich im Hintergrund halten und genau diese einfachen Tätigkeiten von meiner Liste streichen. Alle kleinen Tätigkeiten wie:
Anwendungsfall 3 ✅ Automatisierungen
Welche Potentiale schlummern bei dir?
Lass uns sprechen und wir schauen gemeinsam, wo dir automatisierte Aufgaben im Daily Doing helfen können.
Datenaufbereitung
Im Digital-Marketing arbeiten wir viel mit Daten. Müssen wir. Sonst könnten wir auch spekulativ Out-Of-Home-Werbung machen und die Wirkung nur so mäßig berechnen. (Ich liebe gute OOH-Kampagnen)
Bei einer Kampagne kommen schon mal viele Daten zusammen. Die händische Arbeit diese Daten zu sammeln, zu überblicken und dann noch zu kategorisieren dauert. Viel lieber lasse ich mir die exportierten Daten von einer KI vorsortieren und einordnen.
Die Handlungsempfehlungen aus den Ergebnissen der Kampagne treffen immer noch wir Menschen. Zumindest im Optimalfall.
Hier will ich gar nicht so tief reingehen.
Sven kann dir dazu gerne mehr erzählen.
Anwendungsfall 4 ✅ Datenaufbereitung
Fazit
Aktiv sollten wir alle KI weniger verwenden. Weniger schnell. Weniger unüberlegt. Einfach generell weniger. Sonst werden wir faul, dumm und stumpf.
Wir sollten alle wieder den Spaß am Denken wieder gewinnen. Dieser Moment, wenn’s beim Texten auf einmal “Klick” macht. Wenn die Illustration langsam Form annimmt und stimmig mit dem Briefing ist. Wenn aus der spontanen Idee auf einmal eine große Kampagne wird.
Die künstliche Intelligenz darf gerne hinter mir aufräumen und sortieren. Sie darf mir gerne Nervkram abnehmen, damit ich mehr Kapazität für den geilen Sche** habe.
Das Beste daran? Ich muss mich nicht mal schlecht fühlen - ist ja ‘ne Maschine. Bedanken, darf man sich trotzdem gerne, wegen der Karma-Punkte und so 😉
